Zu Beginn der Besatzungszeit hieß es: »Rundfunkgeräte abgeben!« Ersatz war aufgrund eines Verkaufsverbots kaum zu beschaffen. Der von Max Grundig entwickelte »Heinzelmann-Baukasten« umging diese Sperre ab 1946 geschickt und ermöglichte den Erwerb von Radioteilen ohne Bezugsschein. Auch in Wiesbaden machten sich Bastler an die Arbeit und fanden Zugang zur weiten Welt der Ätherwellen. Da war beispielsweise »Radio Frankfurt«, das bereits im Herbst 1945 im Auftrag der Amerikaner auf Sendung gegangen war. Hier machten Deutsche wie Golo Mann das anspruchsvolle Programm – allerdings unter strenger Aufsicht. Noch mehr hatte der kleinen Gemeinde deutscher Radiobesitzer der neue »Hessische Rundfunk« zu bieten, der am 28. Januar 1949 seine Sendelizenz erhielt und bereits im September desselben Jahres die erste Folge der Radio-Serie »Familie Hesselbach« ausstrahlte.  Ebenso beliebt waren manche Sendungen des bereits seit 15. Juli 1945 aktiven amerikanischen Soldatensenders »AFN Frankfurt«. Er berichtete – teilweise live – in leicht verständlichem Englisch von Ereignissen wie den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen oder der Berliner Luftbrücke. Und: Hier konnte man sich endlich einmal gründlich satthören an Unterhaltungsmusik, die in der NS-Zeit als »entartet« diffamiert worden war. Als der »AFN Frankfurt« in den 1950er Jahren auch Rock’n’Roll ins Programm nahm, klebten viele Jugendliche wie gebannt an den Empfangsgeräten – bis ihnen die verstörten Eltern den Ton abdrehten. Von 1953 bis 1955 arbeitete Bill Ramsey als Chefproduzent des »AFN Frankfurt«, arrangierte Konzerte mit vielen Berühmtheiten der amerikanischen Musik-Szene und entfaltete sein eigenes Talent als ernsthafter Interpret von Jazz und Blues. In den 1960er Jahren wandte sich der freie Künstler Bill Ramsey mehr und mehr der »leichten Muse« zu – mit durchschlagendem Erfolg: Das deutsche Schlagerpublikum war ganz vernarrt in Titel wie »Souvenirs«, »Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe«, »Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett« und »Pigalle, Pigalle, das ist die große Mausefalle mitten in Paris«.