Was aus der amerikanischen »Community« nach außen drang, versetzte viele – insbesondere jüngere Deutsche – in Aufbruchsstimmung. Sie wollten teilhaben an diesem neuen Lebensgefühl, zu dieser neuen Musik tanzen, auch solche Freizeitkleidung tragen, bunte Comics lesen – raus aus dem Mief unter der »Käseglocke« althergebrachter deutscher Verhaltensnormen, rein in ein selbstbestimmteres Leben. Diese kleinen und reichlich harmlosen Emanzipationsversuche provozierten nicht nur bissige und herablassende Zeitungskommentare und strenge elterliche Ermahnungen, sondern auch durchgreifende Taten derer, die noch wussten, »was sich gehört« und sich dem »Schutz der Jugend« vor »Schmutz und Schund« verschrieben hatten. Ein besonderes Objekt der Verachtung und Bekämpfung waren amerikanische Comic-Hefte – ein bei deutschen Jugendlichen sehr begehrter Artikel. In der BRD veranstalteten Jugendämter und lokale Stadtbibliotheken ab 1954 sogenannte »Schmökergrab«-Aktionen. Diese Aktionen starteten mit dem Aufruf an Jugendliche, ihre »Schundhefte« abzugeben. Der Zweite Schritt bestand in der Vernichtung des »anrüchigen« Sammelguts. Zumeist wurde es vergraben – mancherorts auch öffentlich verbrannt (!).