Der amerikanische »Marshallplan« sollte dem geschundenen Europa wieder auf die Beine helfen. Dem entspricht die offizielle Bezeichnung »European Recovery Programm« – kurz »ERP«. Der Kongress der Vereinigten Staaten verabschiedete dieses Programm am 3. April 1948. Es war insgesamt 12,4 Milliarden Dollar schwer. Die USA versorgten die teilnehmenden Länder mit Gütern aller Art – Rohstoffen, Lebensmitteln und Industriewaren. Dabei handelte es sich keineswegs um Geschenke. Die Kosten der Importe mussten letztlich beglichen werden. Was dieser Rückzahlung vorausging, machte die zentrale Stärke des »ERP«-Programms aus. In Westdeutschland wurden die den Schulden entsprechenden Zahlungen in sogenannten »Gegenwertfonds« hinterlegt. Und dieses Kapital ließ man nicht ruhen, sondern kräftig arbeiten. Die am 18. November 1948 gegründete »Kreditanstalt für Wiederaufbau« (KfW) kümmerte sich um einen gezielten Mitteleinsatz. Sie bewilligte auf Antrag besonders zinsgünstige Kredite. Die Tilgung dieser Kredite verschaffte der KfW die Finanzmittel, um immer neue Kredite verausgaben zu können. Der so gespeiste Revolver-Fonds ebnete zahllosen Projekten den Weg. Und fast jede Baustelle schmückte ein Schild mit der frohen Botschaft »Hier baut der Marshallplan«. Tatsächlich kam die gigantische Wirtschaftsförderung des »ERP« beiden Seiten zu Gute – den USA selbst und den Empfänger-Ländern. Unter ihnen profitierten solche mit hohem Technologie-Niveau und zahlreichen kriegsbedingten Gebäudeschäden ganz besonders, während der Anschubeffekt des »ERP«-Programms dort vergleichsweise gering ausfiel, wo die wirtschaftlichen Probleme der Überalterung des »Knowhow« und der Produktionsstrukturen geschuldet waren. Mit einem Wort – Westdeutschland war ein Gewinner erster Güte.